Standortsuche für ein Atommülllager: Die Gelbe Karte für die Lüneburger Teilgebiete verschwindet erst mal wieder in der Schublade

Das diesjährige Forum Endlagersuche ist vorbei. Sind wir nun schlauer? Teils, teils.

Für die Region Lüneburg ein echter Knaller: in einem der Fachvorträge im Vorprogramm wurde die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu den Auswirkungen zukünftiger Kaltzeiten präsentiert.

Der gefährliche Atommüll muss über 1.000.000 Jahre sicher verschlossen werden. In dieser Zeit werden aufgrund regelhafter Veränderungen der Erdumlaufbahn die globalen Temperaturen neun Mal soweit absinken, dass große Teile Norddeutschlands unter Gletschern verschwinden (Einschub: Das hat nichts mit dem menschgemachten Klimawandel zu tun und wird diesen auch nicht ausgleichen).

Auch für Lai*innen wird schnell klar: Wenn sich Schmelzwasserrinnen aus diesen Gletschern in ein Atommülllager einschneiden, hat man ein Problem.

Die neuen Forschungserkenntnisse der Bundesgesellschaft für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zeigen nun, dass sich in Norddeutschland Zonen bestimmen lassen, die Aussage darüber machen, wie tief diese Rinnen maximal werden können: Und die Region Lüneburg liegt in der Zone mit den tiefsten Rinnen. Die können in bis zu 600 Metern Tiefe gehen.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat angekündigt, dass man jeweils auf diese Rinnentiefen 300 Meter Sicherheitsabstand aufschlagen wird. Das heißt, in allen Teilgebieten in unserer Region dürfte der Atommüll  erst unterhalb von 900 Metern eingelagert werden.

Zur Erinnerung der Landkreis Lüneburg ist aktuell noch mit 5 von bundesweit 90 Teilgebieten im Rennen – vier Mal Salz, einmal Ton (weitere Infos zu den „Lüneburger“ Teilgebieten hier)

Spontane Reaktion: Das ist doch für die Teilgebiete in unserer Region mindestens ein Gelbe Karte, denn wenn an den „besten“ Standort sucht, kann der wohl kaum einer sein, an dem die stärksten Auswirkungen zukünftiger Kaltzeiten erwartet werden.

Für die Tonvorkommen in der Region gilt das noch viel mehr, denn bei Ton als Wirtsgestein würde die BGE aufgrund des Arbeitsschutzes nur bis maximal 1000 Meter Tiefe einlagern. Damit bleiben bei uns nur die Bereiche zwischen 900 und 1000 Metern: Bis jetzt ist noch nicht mal klar, ob es in den 100 Metern überhaupt Tonvorkommen gibt.

In einem weiteren Fachvortrag im Vorprogramm haben wir gelernt, wie komplex die Bewertung von Tonvorkommen ist. Einfache Aussagen darüber, wo „die Besten“ zu finden sind, lassen sich nicht treffen. Augenscheinlich besteht aber Einigkeit darüber, was Tonvorkommen ungeeignet für ein Endlager  macht (z.B. geringe Verfestigung, Heterogenität, hoher Anteil organischer Anteile) und für einzelne  Bereiche der Ton-Teilgebiete scheint auch schon klar, dass hier nur solche ungeeignete Tonvorkommen zu finden sind.

Außerdem haben die verschiedenen Landesämter für Geologie in ihren Stellungnahmen zum Zwischenbericht der BGE schon 2020 angemerkt, dass ihre Bohrdaten belegen, dass in den ausgewiesenen Gebieten großflächig gar kein Ton vorkommt.

Die Erwartungshaltung wäre ja nun, dass uns an diesem Wochenende eine Teilgebiete-Karte 2.0 präsentiert wurde, mit weniger und deutlich kleineren Teilgebieten, denn auch Oma Erna würde schnell erkennen, wo kein Ton ist, kann man auch keinen Atommüll in Ton einlagern.

Und zu den Salzstöcken hätten wir eine klare Positionierung erhofft: sind die in der Zone mit den tiefsten Rinnen jetzt raus aus dem Verfahren oder haben sie nur eine Gelbe Karte oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt der Suche egal.

Aber es bleibt, wie bei den Salzstöcken unter der Nordsee: Nichts wird vorzeitig preisgegeben.

Wieder wurde uns nur das Eingrenzungsverfahren erläutert – nicht dessen Konsequenzen.

Die Teilgebiete-Karte 2.0, die von allen Seiten jetzt schon seit drei Jahren eingefordert wird, werden wir frühestens im November 2024 sehen – wie weit der Rausschmiss ungeeigneter Gebiete dann gehen wird, bleibt unklar. 

Die Unzufriedenheit darüber zog sich durch viele Veranstaltungen des Fachforums. Mal wurde das umständliche Verfahren kritisiert oder mal Mut beim Ausgrenzen ungeeigneter Gebiete gefordert.

Unser Eindruck bleibt, dass die einzelne Entscheidungen längst getroffen sind. Es gibt die Karte 2.0 schon lange zumindest in den Köpfen der BGE, wenn nicht sogar als Papierskizze. Sie wird aber von der Öffentlichkeit geheim gehalten, aus Sorge etwas bekannt zu geben, was noch nicht bis ins letzte rechtssicher begründet ist.

Das mag in vielen strittigen Fällen richtig sein – vielleicht auch bei den Schmelzwasserrinnen.

Bei der Bekanntgabe von Gebieten, die trotz fehlendem Wirtsgestein noch im Verfahren sind, leuchtet das aber nicht ein.

Hier würde man sich mehr Mut der BGE wüschen, Zwischenstände als eben Zwischenstände bekannt zu geben, mit der Gefahr, dass man sich in Einzelfällen revidieren muss. Nicht das Vermeiden von Fehlern schafft Vertrauen, sondern der ehrliche Umgang damit.  

Nun wird für November 2024 endlich eine aktualisierte Karte angekündigt. Nachdem was die BGE verspricht, könnte dann nach vier Jahren  erstmals wirklich greifbare neue Erkenntnisse präsentiert werden.

Das bisherige Hin-und-her in der Frage, wie konkret diese Zwischenstände sein werden, lässt aber Zweifel offen. Aber vielleicht erleben wir mit der Karte auch ein zweites Mal,  wie im September 2020, eine Überraschung mit einem völlig neuen Blick auf unsere Region.

Bis dahin herrscht Schweigen über den 5 Lüneburger Teilgebieten. Passt ja zur anstehenden Adventszeit.

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Daten zur Stromeinspeisung belegen: Atomausstieg gelungen!

Seit gut fünf Monate wird in Deutschland kein Atomstrom mehr produziert.

Vielleicht habt ihr es gemerkt, das Licht ist nicht ausgegangen, die Strompreise sind gesunken und, wenn man mit dem Ohr ganz dicht an die Steckdose kommt, kann man nun den sanften Hauch der Windkraft spüren.

Dennoch werden die Stimmen nicht leiser, die ein Wiederanfahren der Atomkraftwerke fordern.

Dabei ist das weder technisch noch rechtlich möglich … und schon gar nicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Außerdem zeigen die frischen Quartalszahlen zur deutschen Stromeinspeisung: Wind und Solar haben den Atomstrom längst ersetzt.

Die Versorgungslage

Die Kapazität an erneuerbarer Kraftwerksleistung in Deutschland hat sich im 1. Halbjahr 2023 um 7,8 GW erhöht. Das ist fast das Doppelte der Kapazität der drei im April abgeschalteten Atomkraftwerke.

Tab. 1: Installierte Kraftwerks-Leistung in Deutschland (Datengrundlage: Energy-Charts)

Kritiker*innen würden an der Stelle anfügen, dass die installierte Kapazität bei Dunkelflaute keine Rolle spielt. Aber auch bei der realen Stromproduktion bzw. der Einspeisung in Deutschland gab es vom 3. Quartal 2022 zum 3. Quartal 2023 eine positive Entwicklung: der Anteil der Erneuerbaren stieg von 44,4 % auf 64,1 %.

Tab. 2: Stromproduktion in Deutschland  (Eigene Auswertung: Datengrundlage: 2022 Statistisches Bundesamt, 2023:  Electricity Maps)

Der Zuwachs an erneuerbarem Strom, der in Deutschland produziert wurde (9,7 TWh), ersetzt damit den, im 3. Quartal 2022 eingespeisten, Atomstrom (8,7 TWh) vollständig.

In der öffentlichen Berichterstattung findet diese positive Entwicklung kaum Beachtung, stattdessen wird auf die gestiegenen Stromimporte verwiesen. In der Import/Export-Bilanz gibt es tatsächlich einen Anstieg. Die Importe sind aber nicht gestiegen, weil Deutschland weniger Kraftwerkskapazität hat (siehe Tab 1), sondern weil im Europäischen Stromnetz ein Überschuss an günstigem nicht-fossilem Strom vorhanden ist. Diese Importe hätte es vermutlich auch bei Weiterlaufen der AKW gegeben.

Tab. 3: Ersatz für den im 3. Quartal 2023 nicht mehr in Deutschland produzierten Strom aus AKW und Kraftwerken mit Fossilen Brennstoffen  (Eigene Auswertung: Datengrundlage: 2022: Statistisches Bundesamt, 2023:  Electricity Maps)

Zusätzlich zum  dem, durch Erneuerbare ersetzten Atomstrom, wurden im 3. Quartal 2023 im Verhältnis zum Vorjahresquartal auch  22,1 TWh weniger an fossilem Strom eingespeist. Dieses war durch Strom aus Wind- und Solaranlagen in Deutschland (1,0 TWh) und Stromeinsparungen (11,1 TWh) möglich. Dazu kamen 10,0 TWh an importiertem Strom. Aus welchen Energiequellen dieser stammt, lässt sich nur schwer nachvollziehen. In den zugänglichen Auswertungen wird deshalb davon ausgegangen, dass die Importe dem Strommix des jeweiligen Herkunftslandes entsprechen. Es stammte damit zusätzlich zur Deutschen Einspeisung ein gutes Drittel der Importe aus  Wind- und Solaranlagen.

Damit wäre die erste Frage beantwortet: Die Erneuerbaren haben den Atomstrom ersetzt!

Die zweite Frage, vor dem Hintergrund der Forderungen unter anderem aus dem Bayrischen Wahlkampf, ist die nach dem Realitätsbezug von Wiederanschaltplänen.

Die Situation an den Atomanlagen

Das Personal

Bereits 2018 gab es Stimmen aus den Reihen der Energieversorger, die darauf hingewiesen haben, dass man sich mit der Personalplanung auf das Abschalten der letzten AKW zum Ende 2022 einstelle.

Das hat die Groko damals nicht zum Anlass für eine Planänderung beeinflusst. Damit war eine Grundsatzentscheidung gefallen. Zur Einordnung: im Rahmen der Erörterungen rund um den Rückbau des AKW Krümmel hat der Betreiber angegeben, dass man mit dem Ende des Leistungsbetriebes die Zahl der Mitarbeiter*innen um etwa 1/3 reduziert hat. Der „Streckbetrieb“ Anfang diesen Jahres war nur möglich, weil Fachleute später in Rente gegangen sind.

Die Brennelemente

Nach Angaben der Betreiber und des Bundesamtes für die Sicherheit in der Nuklearen Entsorgung müssen Brennelemente mit 1 ½ Jahren Vorlauf bestellt werden. Stimmen aus der CDU/CSU haben ohne Angabe von Quellen daraus 12 Monate gemacht. Egal ob das stimmt oder nicht: Selbst wenn man heute eine Wiedereinstieg beschließen würde, wäre ein Wiederanfahren vor Halloween 2024 unrealistisch. Gelichzeitig müssten die Rückbaumaßnahmen aber unterbrochen werden. Damit wären immense Entschädigungszahlungen an die Betreiber verbunden. Alleine die bis Mitte April verlängerte Laufzeit für das Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 und die Umplanungen beim Rückbau haben den Betreiber EnBW einen Betrag im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gekostet.

Das Genehmigungsrecht

Das Atomgesetz hat für alle ehemaligen Atomkraftwerke ein festes Ablaufdatum festgelegt. Damit erlischt die Genehmigung für den Leistungsbetrieb. Die Betreiber müssen nun einen Antrag auf Stilllegung und Abbau stellen. Solange der bearbeitet wird, befinden sich die Anlagen im Nachbetrieb und das Regelwerk aus dem Leistungsbetrieb gilt weiter. Mit Erteilung der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) erlischt die alte Betriebsgenehmigung und ein neues Regelwerk tritt in Kraft.

Bei Atomanlagen mit einer SAG wäre für das Wiederanfahren eine Neugenehmigung notwendig. Für das Zwischenstadium (Nachbetrieb) ist das rechtlich strittig. Anwält*innen, die die Umweltverbände beraten, gehen davon aus, dass auch für diese Anlagen eine Neugenehmigung fällig wäre.

Als Konsequenz aus der Reaktorkatstrophe in Fukushima wurden 2012 europaweit die Sicherheitsanforderungen an Atomanlagen erhöht. Die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung hat das auch in deutsches Recht umgesetzt, aber entschieden, dass mit dem Ausstiegsbeschluss die Alt-AKW nicht nachgerüstet werden müssen. Keines der abgeschalteten AKW entsprach den neuen Sicherheitsanforderungen, keines wäre heute genehmigungsfähig.

Für alle jemals in Deutschland betriebenen AKW ist der Rückbauantrag gestellt. Nur bei Krümmel, Grohnde, Brokdorf, Emsland und Isar II gibt es noch keine Genehmigungen. Allen anderen befinden sich im Rückbau und sind damit selbst bei Atomfreundlicher Rechtsauslegung nicht mehr in Betrieb zu nehmen.

Für Krümmel, Grohnde und Isar II wird die Genehmigung Ende 2023 erwartet, bei den AKW Brokdorf und Emsland Ende 2024.

Die Rückbaurealität

Sobald die SAG vorliegt, beginnen die Betreiber unmittelbar mit den Rückbaumaßnahmen. Der Hintergrund ist hier in der finanziellen Regelung zu suchen: Den Rückbau zahlen die Betreiber, sobald der Atommüll in den Endlagerbehältern ist, werden die Kosten aus dem staatlichen Entsorgungsfond getragen. Es gibt also ein großes Interesse von EON und co., zügig in den Rückbau zu gehen.

Anfang März reagiert dann auch EON irritiert auf die Aussage von Herrn Dobrindt, man könne das AKW Gundremmingen wieder anfahren. Der Reaktorleiter gab damals an, zu Beginn des letzten Jahres sei diese technisch noch möglich gewesen, ein Jahr nach der Erteilung der SAG seien aber schon irreversible Rückbauschritte gelaufen.

Gleiches gilt für alle anderen AKW mit Rückbaugenehmigung, inklusive des, im April abgeschalteten, AKW Neckarwestheim II. Das AKW Krümmel hat hier noch eine Sonderrolle. Es steht bereits seit 2009 still, hat zwar noch keine SAG. Es wurden aber im nicht-nuklearen Bereich Um- und Abbaumaßnahmen vorgenommen, die ein Wiederanfahren unmöglich machen.

Fazit

Ein Wiederanfahren der ehemaligen Atomkraftwerke ist technisch nur noch bei vier AKW möglich. Auch bei diesen ist es unklar, ob es rechtlich zulässig wäre. Es gäbe kein Personal und über lange Zeit keine Brennelemente. Die Betreiber könnten – mit Recht – hohe Entschädigungszahlungen für den Stillstandbetrieb einfordern. Alle Aussagen von Söder, Merz und co, sie würden nach der Bundestagswahl 2025 die AKW reaktivieren, sind reines Wahlkampfgetöse.

Und es ist auch gar nicht nötig, weil der Ausbau der Erneuerbaren besser läuft, als behauptet.

Allerdings muss man an der Stelle ein klares Ja-Aber zwischen schieben. Denn nicht jedes Windrad ist automatisch mit dem Natur- und Artenschutz kompatibel und auch die ungeregelte Ausbreitung von Freiflächen-PV-Anlage ist nicht in unserem Sinne. Gruppen wie LAgAtom haben schon immer  auf einen Dreiklang gedrungen: Energiesparen, Energieeffiziens und Erneuerbare. Vor allem bei den ersten beiden Punkten braucht es mehr Augenmerk. Wie ein naturverträglicher Ausbau aussehen kann, zeigen Positionspapiere der Umwelt- und Naturschutzverbände, wie z.B. dem BUND Niedersachsen (Wind, Solar, Wind Offshore) auf.

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Gemeinsam gewonnen – Noch vier Tage bis zum Abschalten des letzten AKW

Am 05. September 2009 demonstrierten 50.000 Menschen in Berlin für ein Ende der Atomkraft. Kurz danach kippt die neue schwarz-gelbe Bundesregierung den ersten Ausstiegsbeschluss.

Das war der Grund für Lüneburger*innen in atomkritischen Initiativen, Verbänden, Gewerkschaften, Kirchengemeinden und Parteien, sich im Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom zusammen zuschließen.

Am 15.04.2023 gehen nun die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. Auch wenn der Atomausstieg noch unvollständig bleibt, solange die Uranfabriken in Lingen und Gronau laufen und auch wenn der Atommüll nicht verschwinden wird, ist das ein Grund zu feiern.

Und um auf ein paar gelungene Aktionen zurück zu blicken:

Aktionscamp Clamartpark (September 2010)

Menschenkette Krümmel-Brunsbüttel – 120km / 120.000 Menschen! (24. April 2010)

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BASE-Infomobil zur Atommülllagersuche kommt nach Lüneburg

Seit September 2020 ist klar: Auch der Landkreis Lüneburg ist beim Rennen für einen Standort für ein Atommülllager für die hochradioaktiven Hinterlassenschaften der Atomindustrie mit gleich fünf Teilgebieten dabei. Seitdem warten wir darauf, dass sich die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in der Region blicken lässt und vor Ort erläutert, wie sie zu ihren Einschätzungen gekommen ist.

Für die Öffentlichkeitsbeteiligung ist das Bundesamt für die Sicherheit in der Nuklearen Entsorgung (BASE) zuständig. Doch auch die hat bisher nicht vor Ort im Landkreis Lüneburg  informiert. Stattdessen lief die Beteiligung ausschließlich in Konferenzen, in denen die Zivilgesellschaft sich unter enormen Zeitdruck kurzfristig in umfangreiche, zum Teil unnötig komplizierte Dokumente einarbeiten musste. Immer wieder wurde sowohl von den Umweltverbänden aber auch von den Verwaltungen der betroffenen Regionen längere Fristen eingefordert. Ein besonders krasses Beispiel: während sich ganz Deutschland im Winter 2020/21 im Lockdown befand und die Kommunen mit dem Aufbau von Impfzentren beschäftigt waren, sollten innerhalb von wenigen Wochen zentrale Fragen für die erste Konferenz zur Bürger*innen-Beteiligung formuliert werden.

Bitten um Fristverlängerung und Forderungen auf Verschiebung aus dem Lockdown heraus wurden vom BASE mit Verweis auf den Zeitplan abgelehnt, jegliche  Kritik wurde ignoriert. Umso ärgerlicher nun, dass sich dieser Zeitplan als unrealistisch herausgestellt hat und die Standortentscheidung um Jahrzehnte verschoben wurde.  

Nun macht  am 20./21.04.2023 das Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Entsorgung (BASE) mit seinem Infomobil auf dem Lüneburger Marktplatz Halt  (Öffnungszeiten: am 20.4. von 12 Uhr bis 19 Uhr und am 21.4. von 10 Uhr bis 17 Uhr), um über die  Suche nach einem Standort für den deutschen hochradioaktiven Atommüll  zu informieren.

LAgAtom  begrüßt es, dass nun erstmals in Lüneburg die Möglichkeit besteht, sich vor Ort einen Einblick zu verschaffen! Diese Gelegenheit sollte unbedingt von vielen Menschen aus der Region wahrgenommen werden.

Deshalb werden wir uns auch nicht mit gelben Fässern davor stellen und protestieren, sondern gemeinsam die Ausstellung ansehen. Das BASE macht ja nun endlich, was wir seit Jahren fordern. Dabei sei noch einmal deutliche hervorgehoben: Mit der Ausstellung kann es nur um Information gehen. Das ist aber nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer echten Beteiligung der Zivilgesellschaft. 

LAgAtom wird sich die Ausstellung  am 21.04. um 15:00 Uhr ansehen. Macht das doch gerne gemeinsam mit uns.

Ein Überblick über den Stand der Suche aus der lokalen Brille findet sich im aktuellen Newsletter des BUND.

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Wer A-tomaustieg sagt, muss auch die B-rennelementfabrik stilllegen! 15.04.2023 Demo in Lingen!

Am 15.04.2023 endet die Atomverstromung in Deutschland mit dem Abschalten der letzten drei AKW Isar II, Neckarwestheim II und Emsland.

Damit geht ein energiepolitischer Irrweg zu Ende, der nicht nur teuer und gefährlich war, sondern der den nachfolgenden Generationen nicht als strahlenden Müll hinterlassen hat.

Das dieser Weg nun zu Ende ist, ist ein riesen Erfolg, der gefeiert werden muss.

Das wird mit Abschlatfesten an allen drei AKW-Standorten geschehen (in Bayern verlegt in die Landeshauptstadt München).

Aber der Atomausstieg bleibt unvollendet, so lange die Urananreicherung in Gronau und die Brennelementfertigung in Lingen weiter laufen. Deshalb heißt es in Lingen am 15.04.2023

“Wer A-tomausstieg sagt, muss auch die B-rennelementfabrik stilllegen!

Die Demo beginnt um 13:00 an der Brennelementfabrik. Weitere Infos findet ihr hier.

Aus der Region Lüneburg kann man den Bus des BUND HH nehmen, der am Bahnhof Harburg halten wird. Infos dazu hier.

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Anti-Atom-Frühling in Lüneburg

Anti-Atom-Frühling- Mahnwache in Lüneburg (Foto: T. Hapke BUND Elbe Heide)

Auch wenn mit dem Schnee noch einmal der Winter eingezogen ist, versammelten sich am 11.03.2023 dem 12. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Lüneburg rund 70 Demonstrant*innen unter dem Motto Anti-Atom-Frühling.

Wie in rund 100 anderen Städten setzten sie damit ein Zeichen gegen die Debatte um Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke.

Atomausstieg JETZT!

Die Redebeiträge auf der Demo sind beim Audio Portal Freier Radios veröffentlicht.

Zum Nachhören findet Ihr sie auch unten.

Redebeitrag: Bernd (LAgAtom)
Redebeitrag: Bernhard (BUND)
Redebeitrag: Ena (JANUN)
Redebeitrag: Dirk (DBG)
Redebeitrag: SjD Die Falken
Ein großes gelbes X symbolisiert den gemeinsam geschafften und am 15. April vollzogenen Atomausstieg (Foto T. Hapke BUND Elbe Heide)
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Mahnwache: Atomausstieg Jetzt! – am Fukushima-Jahrestag auch in Lüneburg

Bundesweit werden am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima Menschen auf die Straße gehen, um ein deutliches Zeichen für das Abschalten der letzen AKW in Deutschland zu setzen – spätestens zum 15.04.2023.

Der BUND und die Inititiative .ausgestrahlt rufen zum Anti-Atom-Frühling auf.

In Lüneburg wird sich LAgAtom mit einer Mahnwache an dieser Kampagne beteiligen.

11.03.2023 – 11:00 – Am Sande

Redner*innen von BUND, Janun, Klimakollektiv, DGB und der Falken Jugend haben zugesagt bzw. sind angefragt.

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Aufruf zu einem „Anti-Atom-Frühling“ 2023

Atomausstieg jetzt!

Eigentlich hätte die Atomkraft in Deutschland an Silvester Geschichte sein sollen. Doch statt die letzten drei AKW Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 wie geplant am 31.12.2022 abzuschalten, dürfen sie noch bis zum 15. April 2023 im sogenannten Streckbetrieb weiterlaufen.

Namhafte Politiker*innen von FDP, CDU und CSU aber fordern bereits weitere, langfristige Laufzeitverlängerungen. Sie wollen den Atomausstieg doch noch kippen. Dagegen werden wir mit aller Kraft protestieren. Wir rufen einen heißen Anti-Atom-Frühling aus, um den gesellschaftlichen Druck gegen längere AKW-Laufzeiten zu erhöhen. Spätestens am 15. April muss endlich Schluss sein mit der Atomkraft in Deutschland!

Der Winter hat klar gezeigt, dass die drei AKW für unsere Stromversorgung auch in Krisenzeiten nicht benötigt werden. Gutachten im Auftrag der Bundesregierung belegen, dass Deutschland auch in Zukunft seine Versorgungssicherheit ohne AKW und bei schnellem Kohleausstieg gewährleisten kann.

Es ist höchste Zeit, das Atom-Risiko endlich zu beenden: Die deutschen AKW sind nicht sicher. In allen drei Reaktoren gibt es Risse oder den Verdacht auf Risse an wichtigen Rohren. Seit Jahren fehlt es an nötigen Investitionen. Eine umfassende Sicherheitsüberprüfung fand zuletzt 2009 nach den Regeln der frühen achtziger Jahre statt.

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11.3.2011 hat uns die verheerenden Folgen eines großen AKW-Unfall vor Augen geführt. Mit großer Mehrheit beschloss der Bundestag angesichts dieses schrecklichen Ereignisses damals den Atomausstieg 2022.
Heute wollen sich daran viele nicht erinnern oder von ihrem politischen Versagen an anderer Stelle ablenken. Die FDP verweigert Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor und die CSU blockiert noch immer den Ausbau der Windenergie in Bayern.
Wir wollen eine sichere und klimaverträgliche Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Zu einem Erneuerbaren-Stromsystem passen AKW genau so wenig wie Kohlekraftwerke.

Wir werden deshalb in ganz Deutschland am 11. März, dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima, auf Straßen, Plätzen und vor Parteizentralen präsent sein und am 15. April, dem vom Bundeskanzler ausgerufenen Abschaltdatum, im Emsland, am AKW Neckarwestheim und in München mit vielen Menschen auf die Straße gehen.

Unser Signal: Atomausstieg jetzt!

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Lüneburger Aktivistin erhält international renommierten Ehrenpreis “nuclear-free award” 2022

Cécile Lecomte erhält für ihr über viel Jahre hinweg unermüdliches Anti-Atom Engagement den diesjährigen internationalen nuclear-free award in der Kategorie “besondere Anerkennung”.

Das Lünebuger Aktionsbündnis gegen Atom (LAgAtom) und das KlimaKollektiv Lüneburg beglückwünschen Cécile zum Preis.

Sie hat den Castorwiderstand in Lüneburg und im Wendland mit ihren spektakulären Kletteraktionen geprägt und ist auch heute noch in und über Lüneburg hinaus aktiv. Cécile kämpft mit Aktionen, Workshops, Veranstaltungen und Berichten gegen Urantransporte über den  Hamburg  Hafen,  zwischen Deutschland und Frankreich oder zur Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen.  Dabei macht der französische Betreiber Framatome Atomgeschäfte mit Russland mitten im Ukrainekrieg. Weder die Brennelementefabrik in Lingen noch die Urananreicherungsanlage in Gronau sind  Teil des deutschen Atomausstiegs.

Ohne das Engagement von Cécile Lecomte wäre die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland deutlich schwächer und die internationale Dimension der Uranaufarbeitung in Deutschland weit weniger bekannt.“ „ihre Arbeit ist umso bemerkenswerter, als sie seit Jahren schwer erkrankt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist.” urteilt die Nuclear-Free Foundation -Jury.

Als lokale Anti-Atom-Initiative haben wir meist den Blick auf das Risiko, das von den Atomanlagen in der Region ausgeht. Cécile hat diese Sichtweise immer wieder um die globalen Zusammenhänge und den Beginn der Atommüllspirale in den Herkunftsländern des Urans erweitert. Atomkraft ist mit dem Gedanken einer globalen Gerechtigkeit nicht vereinbar.” Bernd Redecker, Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom 

Cécile engagiert sich auch beim KlimaKollektiv Lüneburg für das Kollektiv ist klar: Don‘t nuke the climate!

Atomkraft stellt keine Lösung für die Klimakatastrophe dar. Es wird vielmehr eine Scheindebatte geführt, um von den notwendigen Debatten um Klimagerechtigkeit, Postwachstum usw. abzulenken“, so Theresa Berghof vom KlimaKollektiv Lüneburg.

Ich freue mich darüber, dass mein Engagement gewürdigt wird und hoffe in erster Linie, dass der Preis helfen wird, Anti-Atom-Positionen effektiver in die Öffentlichkeit zu tragen, Menschen für den Anti-Atom-Widerstand motivieren.” so Cécile Lecomte zum Preis.

 

Hintergrund:

Nuclear-free Foundation Pressemitteilung: 

https://nuclear-free.com/mediaportal/presse/the-nuclear-free-future-award-2022.html

https://nuclear-free.com/award/preistraeger/ehrenpreis-cecile-lecomte-frankreich-2.html

 

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10 Jahre Dialog rund um die Stilllegung der Atomforschungsanlagen in Geesthacht – Begleitgruppe und Betreiber veröffentlichen gemeinsamen Rückblick

Stilllegung von Atomanlagen im Dialog und per Konsens? Vor gut zehn Jahren hat das damalige Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) Bürgerinnen und Bürger sowie Anti-Atom-Initiativen eingeladen, die geplante Stilllegung und den Abbau der kerntechnischen Anlagen des ehemaligen GKSS-Forschungszentrums in einem konsensorientierten Dialogprozess und unter Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen durchzuführen.

LAgAtom hat sich damals entschieden, in diesen Dialogprozess mit einzusteigen. Auch nach zehn Jahren sind wir aus guten Grund weiterhin dabei. Nicht nur Offenheit und Transparenz, sondern gemeinsame Vorgehensweisen bestimmen den Dialog bis heute. In unserer Einschätzung ist vom Hereon die Beteiligung der Bürger*innen  wirklich ernst gemeint.

Anlässlich des “Jubiläums” haben Betreiber und Begleitgruppe nun Rückschau gehalten. Rückschau nicht nur auf zehn Jahre, sondern auch auf rund 50 Dialogsitzungen. Wie wurde der Dialog geführt und worüber wurde geredet?

Ein neu erschienener Newsletter soll hierzu Einblick gewähren (PDF).

Weitere Infos zum Dialog finden sich auf unserer Seite  hier und auf der Seite des Hereon Forschungszentrum (früher HZG) hier.

 

 

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Anti-Atom-Aktivist*innen rufen zur Warnblockade des AKW Neckarwestheim auf

Eine Gruppe von Anti-Atom-Aktivist*innen ruft für das Wochende 25. -27. November 2022 zu einer Warnblockade des AKW Neckarwestheim auf.

LAgAtom solidarisiert sich ausdrücklich mit dieser Aktion. Ein Weiterbetrieb der Rostschleuder ist unverantwortlich. Das AKW Neckarwestheim muss sofort abgeschaltet werden. 

Hier findet ihr den Aufruf des Bündnis Runterfahren.

Und bei .ausgestrahlt Detailinfos zu den Rostlöcher im Dampferzeuger des AKW Neckarwestheim.

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