Das Atomkraftwerk Krümmel liegt keine 20 Kilometer von Lüneburg entfernt in Geesthacht an der Elbe. Vom Lüneburger Wasserturm kann man es bei gutem Wetter sehen. So auch am 28. Juni 2007, als eine dichte schwarze Rauchwolke über dem AKW aufstieg, der Transformator stand in Flammen.
Der Betreiber Vattenfall versuchte zunächst, den Störfall als harmlosen Betriebsunfall herunter zu spielen, bald zeigte sich aber, dass das Ganze eher eine Beinahe-Katastrophe war. Infolge der Schnellabschaltung fiel die Speisewasserförderung aus und es verringerte sich mehrmals das Füllwasser im Reaktor, was nach Ansicht von Greenpeace zu einer Kernschmelze hätte führen können.
Am 19. Juni 2009 durfte Krümmel zwar wieder ans Netz gehen, wurde aber aufgrund eines Kurzschlusses in einem Transformator schon am 4. Juli wieder vom Netz genommen. Die Schnellabschaltung von 2009 verursachte den Defekt eines Brennelements, ein Ansteigen der Radioaktivität des Kühlwassers und den Ausfall des Reinigungssystems des Kühlwassers. 2011 verlor der Reaktor dann infolge des Ausstiegsbeschlusses endgültig die Betriebsgenehmigung.
Doch im Gegensatz zu den anderen nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vom Netz genommen Reaktoren zierte sich Vattenfall lange mit dem Stilllegungsantrag. Erst am 25. August 2015 ging dieser bei der Aufsichtsbehörde in Kiel ein, weiterhin mit der Einschränkung, dass man ihn gegebenenfalls wieder zurückziehen werde.
LAgAtom und andere Lüneburger Anti-Atom-Initiativen haben über Jahrzehnte das Abschalten des „Krümmel-Monsters“ gefordert. Ziel erreicht? Problem gelöst?
Leider zeigt sich wie bei allen AKW-Rückbauten, dass mit dem Abschalten die Gefahr, die von den strahlenden Hinterlassenschaften dieser wahnwitzigen Technologie ausgeht, nicht verschwunden ist.
Stand der Dinge in Stichworten
- das AKW Krümmel bleibt nach einem erneuten Trafobrand vom Netz (04.07.09)
- das AKW verliert nach dem Ausstiegsbeschluss des Bundestages seine Betriebsgenehmigung (30.06.11)
- der Stilllegungsantrag wurde bei der Atomaufsichtsbehörde eingereicht (25.08.15)
- der Scopingtermin hat stattgefunden (27.06.16)
- über 400 Menschen haben Einwendungen erhoben (24.09.18).
- der Erörterungstermin hatstattgefunden (11. /12.12.18).
- vom 10.07. bis 11.09.19 konnten Einwendungen gegen den wasserrechtlichen Antrag auf Einleitungen in die Elbe erhoben werden.
- Aktuell werden die Anträge von den Genehmigungsbehörden geprüft.
- die ersten aktiven Rückbaumaßnahmen starten erst nach Antragsbewilligung (vermutlich nicht vor 2021)
Stand 03.11.19
Weiter Infos findet Ihr hier:
Die Hauptkritikpunkte am Rückbaukonzept
Artikel zum Thema “Rückbau des AKW Krümmel” auf www.lagatom.de
Das Positionspapier der Anti-Atom-Bewegung zum Rückbau von Atomanlagen
Infos zum Rückbau des Atomforschungszentrums des HZG gleich neben dem AKW