Der Landkreis Lüneburg ist mit gleich fünf Teilgebieten besonders betroffen von der Suche nach einem tiefengeologischen Lager für hochradioaktiven Atommüll. Da die von der BGE zur Verfügung gestellten Infos sehr unübersichtlich sind und große Teile des Zwischenberichtes aus Referenzdaten bestehen, tragen wir hier das zusammen, was bisher an gebietsspezifischen Erkenntnissen da ist.
Neben diesen Teilgebieten gibt es noch Salzstöck, die überwiegend in Nachbarlandkreisen liegen und minimal in den Landkreis Lüneburg reinragen (Wettenbostel, Groß Thodorf). Aus Zeitgründen haben wir die hier in der ersten Runde nicht mit aufgeführt.
Vorab was für alle “Lüneburger” Teilgebiete gilt:
Datengrundlage
Die BGE hat bisher ausschließlich bereits vorliegende Informationen ausgewertet und keine eigenen Untersuchungen vorgenommen. Hauptquelle ist dabei der Geotektonische Atlas als 3D-Modell (GTA3D). Er basiert vor allem auf Seismik- und Bohrdaten aus den 70er und 80er. Das Niedersächsischen Bodeninformationssystems listet zudem u.a. Bohrungen > 300 Meter unter Flur auf. Hier sind für die “Lüneburger” Teilgebiete nur für den Salzstruktur Rosenthal Bohrungen angegeben der (Wintershall von 1939 und Brigitta Erdgas und Erdöl GmbH von 1952).
In mehreren Online-Sprechstunden haben MitarbeiterInnen der BGE angekündigt, dass in der Zukunft auch eigene Daten erhoben werden. Unklar und widersprüchlich waren dabei Aussagen verschiedener BGE-VertrerInnen, ob es dabei nur um die Auswertung weiterer Literaturdaten geht oder auch um Erhebungen im Gelände.
Aktuell läuft ein Forschungsvorhaben unter dem Titel “Tiefer Untergrund Norddeutsches Becken”, auch diese Ergebnisse werden noch eingearbeitet. Sie stellen vor allem bei dem großen Tongebiete eine wichtige neue Datengrundlage dar.
Referenzdaten
Das Auswahlverfahren sieht vor, dass die Einengung von den Identifizierten Gebiten (Keine Ausschlussgründe vorhanden und Wirtsgestein entspricht den Midnestanforderungen) über geologische Anwägungskriterien erfolgt. Da die Datengundlage bisher nur unzureichend ist. Ersetzte die BGE echte gebietsspezifische Daten durch Referenzdaten. In den Unterlagen werden dafür Textblöcke eingesetzt, die eigentlich aussagelos sind, weil sie keien vergleich zweier Teilgebiete ermöglichen, un ddas Lesen exterm mühsam machen. Bei den Salzstöcken werden nur für 3 von 11 Abwägungkriterien echte Gebietsdaten ausgewertet, bei flachen Salzlagen und im Ton 4 von 11.
Aktive Störungen
Aktive Störungen sind eigentliche ein Ausschlusskriterium. Da aber über allen Salzstöcken sogenannte Scheitelstörungen auftreten, hat die BGE entschieden, diese zunächst nicht als Auschlusskriterium zu werten. Sollte sich in weiteren Untersuchungen herausstelle, dass die Störungen bis in den Salzstock hinein wirken, würde hier neu bewertet.
Horndorf | Egestorf-Soderstorf | Rosenthal | Lüneburg | Tongebiet Norddeutschland
Salzstruktur Horndorf
Die Salzstruktur Horndorf zieht sich unter den Ortschaften Horndorf und Bavendorf bis nach Bohndorf. Sie hat eine Fläche von 15 Quadratkilometern und eine
Mächtigkeit von maximal 750 Meter. Es handelt sich um Steinsalz in steiler Lagerung allgemeinsprachlich also um einen Salzstock. Erdgeschichtlich ist es im Zechstein entstanden.
Das Gebiet wird von der BGE als 039_00TG_064_00IG_S_s_z bezeichnet.
In der Langfassung der Gebietsbeschreibung (pdf) durch die BGE heißt es:
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann die genaue Lage des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs nicht konkret räumlich ausgewiesen werden. … Das identifizierte Gebiet liegt in einer Teufe
zwischen 750 und 1500 Meter unter Geländeoberkante.“
Da bei früheren Gutachten nur Salzstrukturen oberhalb von 750 Metern über Geländeoberkante berücksichtigt wurden, ist Horndorf z.B. 1983 von der BGR ausgeschlossen worden. (BGR-Studie 1983; BGR 1983 zu_Horndorf) In der noch BGR Salz-Studie von 1995 wird ausgführt, dass sich Lagerstätte unter 1000 Meter aufgrund der Temperatur nicht für ein Atommüllager eignen. Insofern taucht dort Horndorf und auch die beiden unten beschriebenen Salzstöcke gar nicht auf.(BGR Salzsstudie 1995)

Aus BGR 1995
Darüber hinaus bewertet die BGE: „Das identifizierte Gebiet verfügt über eine mächtige vollständige Überdeckung durch Gesteine des Tertiär oder älter welche als potentiell erosionshemmend betrachtet werden. Es besteht kein Kontakt zwischen der Salzstruktur und Ablagerungen des Quartär, welche als nicht erosionshemmend betrachtet werden, innerhalb des identifizierten Gebietes. Auf dieser Grundlage wird der Indikator „Verbreitung und Mächtigkeit erosionshemmender Gesteine im Deckgebirge des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs“ mit „günstig“ bewertet.“
Damit wird hier Horndorf als günstiger bewertet als die Salzstöcke in Gorleben und in Summte, die beide u.a. an dieser Stelle aus dem Suchverfahren ausgeschieden sind.
Eine Frage in der Online-Sprechstunde nach der Überdeckung wurde damit beantwortet, dass sich über dem Salzstock Oberkreide-Sedimente befinden, Jurasedimente aber nur im Randbereich.
Im Gebiet hat die BGE drei abgelenkte Bohrungen unter dem Ausschlusskriterium “Bergbauliche Tätigkeit” ausgeschlossen. Ausgeschlossen wurde ein 25 Meter-Schlauch um die Bohrungen.
Die BGE hat am 03.11.2020 eine Online-Sprechstunde für das Teilgebiet angeboten.
Hier könnt ihr die Online-Sprechstunde zu Horndorf sehen.
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Egestorf-Soderstorf | Rosenthal | Lüneburg | Tongebiet Norddeutschland
Salzstruktur Egestorf-Soderstorf
Die Salzstruktur Egestorf-Soderstorf hat eine Fläche von 26 Quadratkilometern und eine
Mächtigkeit von maximal 710 Meter. Es handelt sich um Steinsalz in steiler Lagerung. Damit erfüllt sie die Mindestanforderung von minimal 3 Quadratkilometern und 300 Metern Mächtigkeit.
Auch dieser Salzstock ist im Zechstein entstanden.
Das Gebiet wird von der BGE als 036_00TG_058_00IG_S_s_z bezeichnet. In der Langfassung der Gebietsbeschreibung (pdf) heißt es:
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann die genaue Lage des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs nicht konkret räumlich ausgewiesen werden. … Das identifizierte Gebiet liegt in einer Teufe
zwischen 790 und 1500 Meter unter Geländeoberkante.“
Da bei früheren Gutachten nur Salzstrukturen oberhalb von 750 Metern über Geländeoberkante berücksichtigt wurden. 1983 wurde Egestorf-Soderstorf zudem aufgrund der mangelnden Informationslage aussortiert.(BGR 1983 zu Egestorf-Soderstorf)
Zum Deckgebirge finden sich im Zwischenbericht die gleichen Formulierungen wie bei Horndorf:
„Das identifizierte Gebiet verfügt über eine mächtige vollständige Überdeckung durch Gesteine des Tertiär oder älter welche als potentiell erosionshemmend betrachtet werden. Es besteht kein Kontakt zwischen der Salzstruktur und Ablagerungen des Quartär, welche als nicht erosionshemmend betrachtet werden, innerhalb des identifizierten Gebietes. Auf dieser Grundlage wird der Indikator „Verbreitung und Mächtigkeit erosionshemmender Gesteine im Deckgebirge des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs“ mit „günstig“ bewertet.“
Im Teilgebiet wurde ein kleines Bergwerk und mehrere Bohrungen unter dem Ausschlusskriterium “Bergbauliche Tätigkeit” ausgeschlossen.
Die BGE hat am 30.10.2020 eine Online-Sprechstunde für das Teilgebiet angeboten.
Hier könnt ihr die Online-Sprechstunde zu Egestorf-Soderstorf sehen.
Eine Zuhörerin hat in dieser Sprechstunden gefragt, ob es eine Rolle spielt, dass in dieser Region das Trinkwasser für Hamburg gewonnen wird. Der Referent hat sich bei der Anwort etwas gewunden. Aber er hat angedeutet, dass das im nächsten Schritt eine Rolle spielen wird und dass das Teilgebiet dann als ungünstigt bewertet werden könnte.
Leider wurden in dieser Online-Sprechstunde diverse Fragen aus dem Chat von der Moderatorin übersehen und somit nicht beantwortet.
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Horndorf | Rosenthal | Lüneburg | Tongebiet Norddeutschland
Salzstruktur Rosenthal
Die Salzstruktur Rosenthal beginnt nordöstlich von Echem und zieht sich über Lüdersburg, Rosenthal, Neu-Jürgenstorf bis weit hinter Neu-Neetze Sie hat eine Fläche von 25 Quadratkilometern und eine Mächtigkeit von maximal 460 Meter. Es handelt sich um Steinsalz in steiler Lagerung. Damit erfüllt sie die Mindestanforderung von minimal 3 Quadratkilometern und 300 Metern Mächtigkeit.
Der Salzstock ist im Zechstein enstanden. Die BGE nennt das Gebiet 038_00TG_063_00IG_S_s_z .
In der Langfassung der Gebietsbeschreibung (pdf) heißt es:
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann die genaue Lage des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs nicht konkret räumlich ausgewiesen werden. … Das identifizierte Gebiet liegt in einer Teufe
zwischen 790 und 1500 Meter unter Geländeoberkante.“
Da bei früheren Gutachten nur Salzstrukturen oberhalb von 750 Metern über Geländeoberkante berücksichtigt wurden, ist Horndorf z.B. 1983 von der BGR ausgeschlossen worden. (BGR 1983 zu_Rosenthal)
Zum Deckgebirge finden sich im Zwischenbericht die gleichen Formulierungen wie bei Horndorf und Egestorf:
„Das identifizierte Gebiet verfügt über eine mächtige vollständige Überdeckung durch Gesteine des Tertiär oder älter welche als potentiell erosionshemmend betrachtet werden. Es besteht kein Kontakt zwischen der Salzstruktur und Ablagerungen des Quartär, welche als nicht erosionshemmend betrachtet werden, innerhalb des identifizierten Gebietes. Auf dieser Grundlage wird der Indikator „Verbreitung und Mächtigkeit erosionshemmender Gesteine im Deckgebirge des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs“ mit „günstig“ bewertet.“
Wenn man im freizugänglichen Bereich des Niedersächsischen Bodeninformationssystems nach Bohrungen > 300 Meter unter Flur sucht, finden sich im Bereich des Salzstruktur Rosenthal mehrere Bohrungen der Firmen Wintershall von 1939 und Brigitta Erdgas und Erdöl GmbH von 1952. Diese Bereiche sind als nicht geeignet ausgeschlossen.
Für die Egestorf-Soderstorf und Horndorf finden sich im Nibis keine Tiefenbohrungen verzeichnet.
Die BGE hat am 30.10.2020 eine Online-Sprechstunde für das Teilgebiet angeboten.
Und hier könnt ihr die Online-Sprechstunde zu Rosenthal sehen.
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Horndorf | Egestorf-Soderstorf | Lüneburg | Tongebiet Norddeutschland
Flache Salzformation um Lüneburg
Bei den beiden anderen Teilgebieten, die den Landkreis Lüneburg betreffen ist die Einschätzung noch deutlich schwieriger, da es hier um Strukturen geht, die weit über das Kreisgebiet hinaus gehen.
Das Teilgebiet 191_02IG_S_f_so liegt im Nordosten des Bundeslandes Niedersachsen und im Süden des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Es hat eine Gesamtfläche von 123 Quadratkilometern mit stratiformer, also flacher Steinsalz-Lagerung.
Im Gegensatz zu den drei Salzstöcken Horndorf, Eggestorf, und Rosenthal handelt es sich hier um Steinsalz aus dem Röt.
Der Langfassung der Gebietsbeschreibung (pdf) durch die BGE ist zu entnehmen, dass eine maximale Mächtigkeit von 580 Metern und auf 51 km² eine Mächtigkeit von mehr als 300 Metern vorhanden ist. Unter anderem gehört hierzu ein in etwa halbmondförmiger Bogen um Lüneburg, vor allem zwischen Reppenstedt und Adendorf.
Wie im Weitern entschieden wird, wo in diesem großen, nicht zusammenhängenden Teilgebiet weiter erkundet wird bleibt im Zwischenbericht offen.
Für das Gesamtgebiet heißt es in der Langfassung: „Die Basisfläche des identifizierten Gebietes befindet sich in einer Teufenlage von 1150 bis 1500 Meter unterhalb der Geländeoberkante.“ Damit liegt es, wie die drei Salzstöcke unter dem bisher in Vorgutachten betrachteten Horizont, wurde daher nie betrachtet.
Andere Formulierungen kommen da schon sehr vertraut vor:
„Es sind Nachweise zu Störungen innerhalb des identifizierten Gebietes vorhanden, jedoch ist es anhand der vorliegenden Informationen nicht mögliche eine Bewertung der hydraulischen Wirksamkeit vorzunehmen. Aus diesem Grund wird der Indikator „keine Ausprägung struktureller Komplikationen … mit „bedingt günstig“ bewertet.“
„Große Teile des identifizierten Gebiets weisen einen Abstand von größer 150 Metern zwischen der Oberfläche der endlagerrelevanten Gesteinsabfolge und der Basis des Quartär auf. Dadurch ist eine mächtige vollständige Überdeckung durch Gesteine des Tertiär oder älter, welche als potentiell grundwasserhemmend betrachtet werden, für weite Teile des identifizierten Gebiets gegeben. Auf dieser Grundlage wird der Indikator „Überdeckung des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs mit grundwasserhemmenden Gesteinen, Verbreitung und Mächtigkeit grundwasserhemmender Gesteine im Deckgebirge“ mit „günstig“ bewertet.
Unter anderem gehört hierzu ein 8 km2 großer, etwa halbmondförmiger Bogen um Lüneburg. Laut BGE handelt es sich dabei um eine Randsenke des Salzstockes Lüneburg. In der Online-Sprechstunde wurde betont, dass ein Sicherheitsabstand zum Salzstock und möglichen Auswirkungen aus dem Salzabbau eingehalten wird.
Im Rahmen der Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll wird auch geschaut, ob das Gebiet groß genug ist, um hier auch ein zweites Lager für schwach- und mittelaktiven Abfälle unterzubringen. Dabei geht es vor allem um die Rückholung aus der ASSE. In der Online-Sprechstunde wurde gesagt, dass dafür in diesen TG Fragment vermutlich nicht genug Platz für ein zweites Lager wäre.
Eine Frage in der Onlie-Sprechstunde bezog sich auf das Thema Grundwasserversorgung. Hier wurde darauf verwiesen, dass das jetzt noch keine Rolle im Auswahlverfahren spielt.
Hier könnt ihr die Online-Sprechstunde zur flachen Salzlagerung um Lüneburg sehen.
oder
Horndorf | Egestorf-Soderstorf | Rosenthal | Tongebiet Norddeutschland
Tongestein in Norddeutschland
Beim letzten Teilgebiet, das den LK Lüneburg betrifft, fehlt einem vollständig das Vorstellungvermögen, wie hier aus dem ganz großen Maßstab auf einen späteren Standort herunter gebrochen werden kann und soll.
Unter 004_00TG_053_00IG_T_f_tpg werden unfassbare 62 885 km² zu einem Teilgebiet zusammengefasst, darunter fast der ganze Landkreis Lüneburg.
Das Wirtsgestein ist eine tertiäre Tonschicht mit einer maximale Mächtigkeit von 1055 Meter. Die Basisfläche befindet sich in einer Teufenlage von 400 bis 1500 Meter unterhalb der Geländeoberkante.
Weder die Langfassung der Gebietsbeschreibung (pdf) durch die BGE noch die Online-Sprechstunde geben eine klare Antwort darauf, wie denn später entschieden wird, wo in dem riesigen Gebiet weiter erkundet wird. Aber macht Euch selber ein Bild und schaut die Online-Sprechstunde zum Tongestein in Norddeutschland an.