Neun Monate nach Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland reißt die Debatte um einen Wiedereinstieg nicht ab, obwohl es keinen Blackout gab, die Strompreise gesunken sind, zusätzlich auch die Kohleverstromung auf einen historischen Tiefpunkt zurück gegangen ist und auch die Stromimporte zu mehr als der Hälfte aus Windenergie, vor allem aus Dänemark, bestanden. Keines der Argumente aus der Mottenkiste der Atomlobby hat gegriffen.
Dennoch wird in konservativen Medien und aus der Politik, die Wiederinbetriebnahme der abgeschalteten AKW gefordert. Herr Söder und Herr Dobrindt wollen die bayrischen AKW reaktivieren. Und die Freien Demokraten für Kernkraft rufen ihre Partei auf, sich für die energiepolitische Rolle rückwärts einzusetzen. In deren Liste mit sieben Wiedereinstiegskandidaten befindet sich auch das AKW Krümmel.
Dem erteilt der Reaktorleiter Torsten Fricke nun in einer öffentlichen Veranstaltung eine klare Absage.
In der Reihe Energiewende Konkret informiert der Betreiber Vattenfall über die Veränderungen am Standort des AKW Krümmel. Unterbrochen durch die Pandemie fand am 11.01.2024 im Oberstadttreff in Geesthacht zum ersten Mal wieder eine Infoveranstaltung für die breite Öffentlichkeit statt. (Hier findet sich der Bericht des Betreibers mit den Vortragsfolien)
Was viele verwundern mag; auch wenn bereits am 25.08.2015 ein Antrag auf Stilllegung- und Abbau gestellt wurde, gibt es noch keine Genehmigung der Atomaufsicht in Kiel. Ein erster Entwurf ist nun für Ende März angekündigt.
Zum Vergleich für das AKW Grohnde wurde durch den Betreiber Preußen Elektra am 26.10.2017 der entsprechende Antrag gestellt. Am 11.12.2023 erteilte die Atomaufsicht in Hannover die Genehmigung zum Rückbau. Warum man in Schleswig-Holstein für einen Entwurf 2 ½ Jahre länger braucht als Niedersachsen für die fertige Genehmigung lässt sich nur mit norddeutscher Gelassenheit erklären. Vielleicht ist das auch das neue Schleswig-Holstein-Tempo.
Dass auch ohne Genehmigung schon viele Vorarbeiten möglich sind, wurde auf der Infoveranstaltung anhand verschiedener Beispiele präsentiert: so wurden in einzelnen Bereichen der Anlage Dämmmaterialien entfernt, nicht mehr benötigte Notstromdiesel abgebaut und verkauft, die Lagergestelle für die Brennelemente ausgebaut, an einzelnen Bauteilen Kratzproben für die radiologische Charakterisierung entnommen, mit der Zerlegung der Turbine begonnen und der Reaktordruckbehälter von den Zuleitungen getrennt.
Auf direkte Nachfrage zu anderslautenden Presseberichten macht Herr Fricke klar, dass eine Wiederinbetriebnahme technisch nicht machbar sei. „Den Reaktordruckbehälter können Sie nur noch wegschmeißen“ und „Für die Bauteile, an denen wir Kratzproben entnommen haben, könnten wir keinen, für Wiederanfahren notwendigen, Sicherheitsnachweiß erbringen.“
Für die Region ist das eine gute Nachricht, für die Diskussion um das Wiederanfahren sicher nicht das Ende. Denn in der Liste der möglichen Kandidaten befindet sich auch das AKW Gundremmingen C. Dort hatte der Reaktorleiter sich schon im März 2023 sehr ähnlich geäußert, ohne dass zu einem Ende der Debatte geführt hätte.
Letztlich geht es hier nicht um rationale energiepolitische Entscheidungen, sondern um ein ideologisches Festhalten an einer gefährlichen und unwirtschaftlichen Technologie, mit deren strahlenden Hinterlassenschaften noch Generationen nach uns beschäftigt sein werden.
…stellt sich nur die Frage, warum CDU, FDP und AfD so heiß auf diesen Scheiß sind?!
Was gewinnen die durch das Festhalten an dieser Dino-Technologie?
Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht!