Direkte Nachrichten aus Japan!

Das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LAgA) betreibt seit 2 Monaten den “Fukushima-Ticker” in der Randspalte. “Wir haben uns gewundert, dass trotz täglich schlimmer Meldungen das Thema aus unseren Medien komplett raus war”, so Georg Gunkel-Schwaderer – und weiter “da liegt es nahe, dass wir die Nachrichten, die verfügbar sind, hier auch wiedergeben. NHK ist ein japanischer Nachrichtensender, der auch den deutschen Medien als Referenz galt – als sie noch berichteten”.

Aber das ist nicht die einzige Quelle, die hier auf lagatom.de wiedergegeben werden soll. Michi Kitazawa-Engel ist eine Japanerin, die in Lüneburg lebt und einen intensiven Kontakt in ihr Herkunftsland hat. Michi hat uns einen Bericht exklusiv gesendet, den wir hier ungekürzt wiedergeben wollen:

Michi Kitazawa-Engel mit einem Redebeitrag zur letzten Mahnwache am 4. Juli 2011

In der Stadt Fukushima (ca. 60km nordöstlich vom AKW Fukushima) wurde am 25. und 26. Juni von der unabhängigen Organisation “Verein gegen AKW Mihama, Oii, Takahama” (“Mihama no Kai”) eine hohe radioaktive Strahlenbelastung gemessen. Der Wert lag in manchen Orten bei bis zu 3µSv pro Stunde (= 26mSv pro Jahr). Die darüber nicht informierten Bewohner lebten ohne Schutzmaske.

Die gleichen Werte wurden auch in einem Park eines städtischen Wohngebietes gemessen. Eine junge Mutter erzählte der Vertreterin vom Verein, Frau Shimada, vor ein paar Tagen seien Beamte gekommen, hätten die Strahlenwerte gemessen und einen Zaun um den Park herum gebaut. Dann hätten sie Plakate mit “Eintritt verboten” aufgestellt, ohne den Bewohnern etwas zu sagen. Den Sand im Sandkasten im Park, den Kinder direkt anfassen, hätten die Bewohner bereits vor der Messung selber entsorgt. Trotzdem hätten die Kinder im Park gespielt, bis die Plakate aufgestellt worden seien. Der Staat und die Stadt Fukushima hätten immer berichtet, “es sei sicher”, daher hätten viele Mütter den Kindern bis zu jenem Tag erlaubt, im Park zu spielen. – So zeigte diese junge Mutter ihre Angst.

Nach der neuesten Vorschrift von der japanischen Regierung liegt der Strahlengrenzwert, über dem eine Evakuierung angeordnet wird, bei 20mSv pro Jahr.

Frau Shimada, die Vertreterin vom Verein “Mihama no Kai” traf am 01.07.2011 ein Mitglied von der französischen NGO “ACRO”, die beauftragt wurde, einen Urintest bei den Kindern aus Fukushima durchzuführen. Sie hat dabei erfahren, dass Cäsium im Urin aller Kindern gemessen wurde.

Der Verein “Mihama no Kai” verhandelt schon seit 10 Tagen nach der AKW-Katastrophe zusammen mit den anderen unabhängigen Organisationen “Greenpeace Japan”, “FoE Japan” und den Bewohnern in der Präfektur Fukushima mit der japanischen Regierung, um die Evakuierungszone erweitern zu lassen.

Quelle: eine persoenliche Mail von Frau Shimada am 1.7.2011

Ein neuer Bericht vom 5. 7.:

Michi Kitazawa-Engel mit einem Redebeitrag zur letzten Mahnwache am 4. Juli 2011

Am 04.07.2011 veröffentlichte das japanische Atomkraftsicherungskomitee das Ergebnis einer Schilddrüsenuntersuchung von Kindern aus der Nähe des AKW “Fukushima-Daiichi” und stellte eine innere Strahlung der Schilddrüse bei 45% der untersuchten Kinder fest. Die Untersuchung fand vom 26. – 30.03. 2011 unter 1080 Kindern von 0 – 15 Jahren in der Stadt Iwaki (ca. 30 km südlich vom AKW), in den Dörfern Kawamata (ca. 35 km nordwestlich) und Iidate (ca. 30 km nordwestlich) statt.

Michi Kitazawa-Engel bei der letzten Mahnwache am 4. Juli 2011 vor der IHK Lüneburg

Die höchsten Strahlenwerte lagen bei 0,1µSv pro Stunde (entspricht 50mSv pro Jahr beim einjährigen Säugling). Bei 99% der untersuchten Kinder lag sie aber unter 0,04µSv pro Stunde (entspricht 20mSv pro Jahr beim einjährigen Säugling). Herr Kato, der Sprecher des Komitees, erwähnte, eine weitere präzisere Untersuchung sei nicht nötig. Seine Äusserung basiert auf der Empfehlung des ICRP (Internationalen Strahlenschutzkomitees). Sie sieht eine höchste Strahlengrenze bei einer Notsitiation von 100mSv pro Jahr vor. Durch eine Strahlenbelastung von 100msv pro Jahr werde das Krebsrisiko um 0,5% erhöht. Das japanische Atomkraftsicherungskomitte wollte eine weitere Untersuchung anordnen, falls ein solcher Fall (entspricht 0,2µSv pro Stunde beim einjährigen Säugling) auftreten sollte.

Der Staat übergab zwar den oben genannten Bericht über die Untersuchung von 1080 Kindern bereits der IAEA, aber im Bericht stand kein Untersuchungsergebnis.

Quelle:
http://www.tokyo-np.co.jp/article/national/news/CK2011070502000033.html

Weitere Seiten zum Thema (auf japanisch):
http://www.jca.apc.org/mihama/index.html
http://www.greenpeace.org/japan/ja/
http://www.foejapan.org/

Hier gibt es ausserdem einen zweisprachigen Bildschirmschoner zur Ermutigung:
http://www.bank-einbruch.de/bankeinbruch_014.htm

 

 

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