Viele Veranstaltungen, viele Infos, tolle Stimmung, super Musik – so könnte das Resumée zum Anti-Atom-Wochenende im Clamart-Park in Lüneburg aussehen. Einer der zahlreichen Höhepunkte war die Infoveranstaltung mit Aktiven der geplanten oder de facto Endlagerstandorte Schacht Konrad, Asse II und Gorleben.
Aus Salzgitter sprach Udo Dettmann zu den Unglaublichkeiten, die sich in Bezug auf das marode Atommülllager Asse II immer deutlicher abzeichnen:
- Nicht genug damit, dass Jahrzehnte lang in dem maroden Salzstock bis zu 126.000 Fässer mit vermeintlich schwach und mittelaktivem Müll eingelagert wurden.
- Nicht genug damit, dass immer beteuert wurde, es könne kein Wasser in den Schacht und den Salzstock eindringen.
- Nicht genug damit, dass die Fässer nicht, wie in einem Forschungsprojekt zu erwarten, so untergebracht wurden, dass Forschungen daran überhaupt stattfinden konnten – nein sie wurden einfach in tiefe Abbrüche innerhalb der Schachtanlage verklappt – möglichst auf nimmer Wiedersehen.
- Nicht genug damit, dass kein Mensch sagen kann, was genau in den Fässern verborgen ist und dies eine nach der nun dringend nötig gewordenen Rückholung der Fässer entscheidend werden kann…
Dies alles wird nun noch dadurch getoppt, dass langsam ans Licht kommt, dass der Teil des mittelaktiven Atommülls deutlich größer ist, als bislang angenommen. Es gibt offenbar Fässer mit einer so starken Ummantelung, dass anzunehmen ist, dass hier noch weitere Ungeheuerlichkeiten aufwarten. Erinnert sei hierbei nur an die so genannten “Mol-Fässer”, die im Gorlebener Fasslager standen. Hier stellte sich nach Jahren heraus, dass sie sogar Plutonium enthielten, was sie zunächst zum Blähen, dann zum Bersten brachte. Damals war der “Transnuklear-Skandal” geboren.
Diese und weitere Inhalte brachte Udo Dettmann in seinem gut verständlichen Vortrag zur Kenntnis und überzeugte die etwa 60 Zuhörenden mit hoher Sach- und Detailkenntnis.
Kerstin Rudek (BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg) schaffte mühelos den Übergang zu Gorleben, klärte über die aktuelle Stimmung im Wendland auf und lockte das hoch interessierte Publikum zu den nächsten Castor-Aktionen.
Peter Dickel (AG Schacht Konrad) sorgte für Aufsehen mit seiner sehr klaren und präzisen Beschreibung der aktuellen Atomproblematik und den Machenschaften unserer derzeit –auf viele korrupt wirkenden– schwarz-gelben Regierung. Er zog deutliche Parallelen zur Wendezeit 1989, – auch hier verkündete der Staat (namentlich Honecker), es ginge noch 90 Jahre weiter im System. Das Volk entschied sich jedoch für einen ganz anderen Weg! Mit seiner durchweg positiven Einstellung zu den Möglichkeiten einer gestärkten Bürgerbewegung gegen den Atomstaat und für regenerative Energien sorgte er regelrecht für Begeisterung beim Publikum.
Das Verbindende aller drei Vorträge war nicht nur, dass sie alle aus geplanten oder de facto-Endlager-Standorten kommen, sondern auch, dass sie die Chancen eines Energiewechsels und eines tatsächlichen Castorstopps im Jahre 2010 betonen.
Am Samstagabend wurde –als zweiter inhaltlicher Höhepunkt an diesem Tag– der Film “Die Atomlüge” (2010, Autorin: Gesine Enwaldt) vor ca. 40 Menschen gezeigt – mit dabei Bettina und Gerhardt Boll. Der Film beschreibt die verbalen und taktischen Winkelzüge der Atommafia und legt dabei mit viel Sachverstand den Finger in die Wunde der atomaren Realität! Keine Sicherheit von Atomanlagen, wie die Atomstromer es immer im Hochglanz verkünden – vom Uranabbau über den Betrieb von Atomkraftwerken, bis zur ungelösten Endlagerung: Alles Lüge, Schönfärberei, Betrug! Schaut man einmal –wie die Autorin Gesine Enwaldt– hinter die Kulissen und befragt nicht nur die Öffentlichkeitsbeauftragten der Atomstromer, bröckelt das Containment um diesen Hochglanz genau so schnell, wie das eines durchgegangenen Reaktors.
Das Publikum lauschte nach dem Film noch lange und gespannt den Ergänzungen des Ehepaar Bolls, stellte viele Fragen und bekam eine guten Eindruck davon, was Widerstand in Geesthacht und Umgebung für den Einzelnen bedeutet.
Ein spontanes Konzert mit DJ MP und Freunden ließ den Abend sehr rhythmisch ausklingen.
Der Sonntag war zunächst vom Lüneburgbesuch des BP-Wulff geprägt, denn eine kleine Abordnung empfing ihn auf dem Lüneburger Marktplatz mit Transparenten und„Atomkraft nein Danke“-Fahne, die Presse genoss den farblichen Kontrast!
Im Park sammelten sich indes Umweltaktive zum Aktionstraining mit Markus von X-tausendmalquer, hierbei ging es z.B. um rechtliche Fragen, Bezuggruppensysteme, Rollenspiele, Blockadetrainings, verschiedene Aktionsformen, aggressive Verhaltensweisen und Gewaltfreiheit.
Gemeinsam wurden Muster und Rollen aktiv erlebt, nachgestellt und diskutiert. Gut gestärkt durch die hervorragende Küche des Volksküchenteams wurde gegen Abend das Gelände gemeinsam mit allen Aktiven in seinen Urzustand zurückversetzt.
Gelungener Auftakt, gelungener Kommentar
Renate
Ein Erfolg ist was anderes. Da waren doch nie mehr als 40 Leutchen. Mehrere angekündigte Veranstaltungen fielen aus. Die tollen Bündnispartner von SPD und Bündnis Olivgrün waren so gut wie nicht anwesend. Auch sonst hielt sich die Beteiligung aus den Bündnisgruppen in Grenzen (mehr Schein als Sein!). Ohne die Infrastruktur von ContrAtom wäre das ganze wohl komplett gescheitert. Und dann kamen aus den alten Anti-Atom-Strukturen auch nur sehr wenige (war wohl auch nicht gewünscht, das die “Schmuddelkinder” mitmachen).
Der Castor hat in Lüneburg nur dann keine Chance, wenn alle Initiativen zusammen arbeiten, das ganze keine Wahlkampfaktion für Rot-Grün ist und auch eine Orientierung auf die Schiene und Straße hat.
Das Wort “Erfolg” nahmst bislang einzig und allein Du in den Mund…
Ich finde trotzdem, dass das Wochenende gut und richtig war.
Insgesamt finde ich Deinen Kommentar contraproduktiv. Aber vielleicht schaffen wir es ja bei einer der nächsten Gelegenheiten gemeinsam für mehr Furore zu sorgen.
Denn aus dem Hintergrund auf jene zu schießen, die sich hier den Arsch aufgerissen haben, um das Ganze möglich zu machen, halte ich für völlig dämlich.
Organisiere doch das nächste Mal mit, dann wird auch ein Erfolg draus.
Gruß
Georg